Massnahmenkritiker kommen nach Winterthur
Massnahmengegner haben für Samstag eine Kundgebung angekündigt. Der Kantonsrat Urs Hans organisiert die Veranstaltung und rechnet mit über 1000 Teilnehmerinnen – darunter prominente Kritiker.
In Luzern demonstrierten am vergangenen Samstag über 1500 Personen gegen die Corona-Politik des Bundes. Bei der unbewilligten Demo kam es auch zu Ausschreitungen, die Polizei setzte Pfefferspray ein und wies rund 60 Personen weg. Ebenfalls am Wochenende zeigte sich SVP-Bundesrat Ueli Maurer in einem T-Shirt der Gruppierung «Freiheitstrychler». Diese ziehen an Corona-Demos mit ihren Treicheln gern vorneweg und gelten als radikale Impfgegner.
Diese Massnahmengegnerinnen und Impfkritiker kommen nun nach Winterthur. Laut einem Flyer, der in den sozialen Medien kursiert, demonstrieren verschiedene Gruppierungen am Samstag auf dem Neumarkt gegen eine angebliche Zensur und Impfdiktatur. Während der Kundgebung treten gleich 15 Rednerinnen und Redner auf. Viele von ihnen sind schweizweit für ihr Engagement gegen die geltenden Massnahmen bekannt – darunter der Kabarettist Andreas Thiel oder der frühere stellvertretende Chefredaktor der «Weltwoche», Philipp Gut.
Bekannter Impfgegner organisiert Demo
Der Verein Public Eye on Science organisiert die Kundgebung. Hinter diesem steht der Kantonsrat Urs Hans (Grüne) aus Neubrunn bei Turbenthal. Der bekannte Impfverweigerer wurde letzten Sommer aus der grünen Fraktion des Kantonsrats ausgeschlossen, nachdem er Corona-Verschwörungstheorien verbreitet hatte. Unter anderem nannte er die Krankheit eine «hartnäckige Grippe».
«Der Bund geht jetzt auf die Kinder los. Das war für mich der ausschlaggebende Grund, den Anlass zu organisieren.» Hans spricht sich unter anderem auch gegen die Maskenpflicht an Schulen aus und nennt sich selbst einen grossen Gegner sämtlicher Tests, da er diese für sehr ungenau hält.
Hans schätzte die Anzahl Personen, die an der Kundgebung teilnehmen werden, auf über 1000. Vergleichbare Anlässe aus anderen Städte wie Luzern oder Bern zeigen: Es könnten deutlich mehr Personen aufkreuzen.
Vor Ausschreitungen wie kürzlich in Luzern fürchtet sich der Organisator nicht. Schliesslich sei die Polizei vor Ort. Zudem sagt Hans: «Unsere Leute sind friedlich.» Trotzdem will er Personen aufbieten, die für Sicherheit sorgen: «Das sind Leute aus unseren eigenen Reihen, die Erfahrung mit deeskalierenden Massnahmen haben.»
Volles Programm
Am Samstagnachmittag ist ein dichtes Programm geplant: Auf einen einstündigen Umzug durch die Stadt folgen innert drei Stunden gleich 15 Rednerinnen und Redner. Darunter solche aus bekannten Gruppierungen, die sich gegen die Massnahmen aussprechen. So tritt Gzim Zymberi, Vorstandsmitglied der Jugendbewegung Mass-Voll auf. Er setzte im vergangenen Jahr ganze 1012 Tweets ab. Diese bezogen sich mit wenigen Ausnahmen ausschliesslich auf die Pandemie. Ebenfalls auftreten wird Christoph Pfluger, er gilt als treibende Kraft hinter den Corona-Demos, und Alec Gagneux, der im Vorstand der Ecopop-Initiative war.
Zu Wort kommt auch Dr. Thomas Binder, der im April 2020 wegen Drohungen im Zusammenhang mit Corona von einer Spezialeinheit verhaftet und kurzfristig in einer Psychiatrie untergebracht wurde. Auf dem Programm stehen mit Markus Häni (Freunde der Verfassung) und Prisca Würgler (Graswurzle) zwei Lehrpersonen, die wegen Corona-Verstössen ihren Job verloren haben. Letztere trat im SRF-«Club» als Kritikerin der gültigen Massnahmen auf.
Stapo will sich für jede Situation wappnen
Die Stadtpolizei Winterthur befindet sich zurzeit in den Vorbereitungen auf die Demonstration. Laut Polizeisprecher Michael Wirz berücksichtigen sie dafür verschiedene Faktoren: «Wir beobachten beispielsweise, wie stark sich die Informationen zur Demonstration im Netz weiterverbreiten, und sind mit den Verantwortlichen in Kontakt.» Zudem erarbeite die Stapo ein Verkehrskonzept und informiere die Bevölkerung, da es zu Einschränkungen kommen könne.
Ob die Stapo mit gewalttätigen Ausschreitung rechnet, kommentiert diese nicht. Wirz sagt aber: «Wir bereiten uns so vor, dass wir für jede Situation gewappnet sind und das höchstmögliche Mass an Sicherheit gewährleisten können.» Ein Bewilligungsgesuch für eine Gegendemonstration wurde bisher nicht eingereicht.
Sitzdemonstration in der Steinberggasse
Einen kleinen Vorgeschmack gab es bereits am vergangenen Montag. Kritikerinnen und Kritiker der Zertifikatspflicht organisierten kurzfristig eine Sitzdemonstration. Rund 200 bis 300 Personen picknickten in der Steinberggasse und machten mit Tafeln und Flyern auf ihr Anliegen aufmerksam. Laut Polizeisprecher Wirz sei der Abend friedlich verlaufen und es sei zu keinen Zwischenfällen gekommen.